Meine lieben Leser.
Heute
will ich euch mal etwas Persönliches erzählen. Denn was ist
persönlicher als das eigene Gewicht? Gut, ich werde keine Zahlen nennen –
das tut ja hier auch nichts zur Sache. Aber ich erzähle euch mal ein
bisschen von meinem Weg. Dazu sollte ich vielleicht mal ein wenig weiter
ausholen. Starten wir doch mal in meiner Kindheit. Als Kind hatte ich
nie Gewichtsprobleme. Ich wurde sogar erst mit 7 Jahren eingeschult,
weil ich so ein zartes Kind war… Nunja. Irgendwann kommen wir alle in
die Pubertät und wenn man dann so gerne Salamipizza und Süßigkeiten isst
wie ich damals, dann nimmt man zu. Ich war früher kein besonders
sportliches Kind und so nahm ich einige Kilos zu und bis zu meiner
Konfirmation mit 14 hatte ich meinen Höchststand erreicht. Ich fühlte
mich unglaublich unwohl und mein Umfeld war da auch nicht besonders
förderlich. Wenn man ständig „Moppelchen“ und andere wenig schmeichelnde
Dinge genannt wird, fühlt man sich irgendwann nur noch schlecht. Meine
„Rettung“ kam dann kurz nach meiner Konfirmation. Ich wurde von heute
auf Morgen Vegetarierin (wer mein erstes Buch hat, der kennt die
Geschichte aus dem Vorwort) und nahm dadurch natürlich ab. Zusätzlich
fing ich mit Standarttanzen an und verbrachte sehr viel meiner Freizeit
in der Tanzschule. Wenn man dann besser wird und irgendwann 5 Mal die
Woche tanzt und hospitiert, dann nimmt man automatisch ab. Und so hatte
ich mit 16 die Figur meines Lebens. Ich war gesund, fröhlich und einfach
glücklich mit meiner Figur. Das hielt auch so lange an, bis ich das
Tanzen zu Gunsten meiner Ausbildung aufgeben musste. Beides ließ sich
einfach nicht vereinen – aber ich hatte gelernt, was ich essen musste,
um schlank zu bleiben. Also hielt ich meine Figur eine ganze Weile. Zu
der Zeit war es auch so, dass ich morgens daheim frühstückte (meist
Toast), ein belegtes Brot mitnahm für Mittags und dann abends, wenn ich
um halb 6 oder so nach Hause kam, hatte meine Mutter etwas gekocht.
Durch die Arbeit und die Ausbildung hatte ich gar keine Zeit viel über
den Tag verteilt zu essen und so nahm ich auch da nicht zu. Meine
Kalorien waren vermutlich sogar noch zu wenig, denn ich nahm ab und
bekam auch ziemliche Mängel. Mein Eisenmangel war gravierend, denn meine
Mutter kochte halt Fleischesser-Gerichte (von denen ich die Beilagen
aß) und ich kochte zwar ab und an mit, aber wir beide beschäftigten uns
nicht damit, was ich als Vegetarier vielleicht häufiger essen sollte,
damit diese Mängel eben nicht auftraten. Ich musste Eisen
supplementieren und es ging mir in dieser Zeit nicht so besonders gut,
denn ich war leichenblass, ständig müde und erschöpft. Besser wurde es,
als ich meine Ausbildung abgeschlossen hatte und anfing zu arbeiten. Ich
war dann gegen 15 Uhr daheim und konnte mich selbst um mein Essen
kümmern und zu dieser Zeit fing ich auch an, wieder ins Fitnessstudio zu
gehen. Nun musste ich nach einer Zeit feststellen, dass ich absolut
kein Fitnessstudio-Typ bin, denn es raubt mir einfach zu viel Zeit vom
Tag. Hinfahren, trainieren, wieder heim fahren etc….Das trainieren in
einem Raum mit schwitzenden und stöhnenden Menschen…Nee, das ist absolut
nichts für mich. Also meldete ich mich da auch irgendwann wieder ab und
versuchte, mir z.B. eine Jogging-Routine anzugewöhnen (schließlich lebe
ich genau neben einem Park). Auch das wurde nichts und ich suchte mir
andere Hobbys. Meinen Freund z.B., mit dem ich einen Großteil meiner
Freizeit verbrachte. Oder ich entdeckte das Foodbloggen für mich. Denn
auch zu diesem Zeitpunkt kochte ich schon sehr gerne und in meinen
Anfängen postete ich sogar täglich oder alle 2 Tage ein Rezept.
Natürlich fing ich dann auch an mehr zu essen – man musste es ja
fotografieren und hinterher auch essen. Anfangs klappte das gut,
allerdings muss ich zugeben, dass natürlich mit steigenden Klickzahlen
immer mehr gefordert wird und ich fing an, häufiger Kuchen etc. zu
backen, um z.B. etwas zum Posten zu haben. Es ist ein ziemlicher
Teufelskreis, wenn man wie ich ist und da ziemlich schnell die
„Kontrolle“ über die Portionen verliert. Über die 5 Jahre, die ich nun
blogge und esse und blogge und esse habe ich ca. 15 - 20 Kilo
zugenommen (mein Gewicht von damals weiß ich nicht mehr ganz genau). Die meisten Kilos kamen dazu, als ich meine Bücher schrieb.
Denn es lastet ein ziemlicher Druck auf einem, wenn man nicht nur den
Blog füllen will, sondern auch noch zusätzlich 60 Rezepte oder mehr in
ca. 4 Monaten kocht und fotografiert. Man macht also am Wochenende mal 4
– 5 Rezepte und Gerichte und irgendwer muss den Kram ja auch essen. Es
ist schon ein kleiner Teufelskreis. Den einzigen Sport, den ich in der
Zeit machte, war einmal die Woche in die Yogaschule zum Hatha-Yoga zu
geben. Nicht unbedingt ein Kalorienfresser erster Güte. Mit meinem
persönlichen Höchstgewicht zog ich dann Ende Mai 2017 die Notbremse. Es machte u. a. Klick, als ich mich selbst im Frühjahr im Fernsehen sah. Es erschreckte mich ziemlich, denn man nimmt sich selbst gar nicht so dick wahr. Ich
hatte die letzten Bilder geschossen und die letzten Rezepte für mein
drittes Buch vervollständigt und begann einen für mich relativ radikalen
Lebenswandel. Ab jetzt hieß es täglich ca. 30 Minuten Yoga (denn Yoga
war zum ersten Mal eine Sportart, die mir richtig gefiel und die
körperliche Ertüchtigung und Ausdauer trainiert, mir aber auch die Ruhe
verschafft, um abschalten zu können zwischen all dem Stress), Kalorien
zählen und Portionskontrolle, Obst statt Süßigkeiten und außerdem 2 Mal
die Woche Joggen oder lange Spaziergänge/Wandern. Nun habe ich durch
meinen Heuschnupfen bedingtes Asthma und Rennen oder Joggen ist für mich
alles andere als einfach. Ich muss mich extrem auf meine Atmung
konzentrieren und muss viel, viel üben, um längere Strecken am Stück
laufen zu können ohne einen Asthma-Krampf zu bekommen. Zum Glück habe
ich da einen hervorragenden Begleiter – nämlich meinen Freund. Er macht
sehr gerne Sport und auch, wenn ihn unsere gemeinsamen Joggingrunden
nicht wirklich fordern und er neben einer hochroten Dampflock herrennt,
macht ihm das nichts aus und er motiviert mich zusätzlich, besser zu
werden. Er lässt mich das Lauftempo vorgeben und die Abschnitte, die wir
laufen und ist mir da einfach nur eine große Stütze. Und wir beide
merken, dass es von Mal zu Mal besser wird. Das motiviert.
Ich
zog dieses für mich neue System durch und ich muss sagen, ich freue
mich zum ersten Mal über meine „Sportroutine“. Ich mache sehr gerne Yoga
und mit der Übung kommen die Erfolge und die Verbesserungen. Ich gehe
immer noch 1 Mal die Woche in die Yogaschule, aber ich mache auch
viel Yoga daheim. Es gibt bei Youtube unzählige Videos und ich habe mit
der 30-Tage-Challenge von Yoga with Adriene angefangen. Sich 30 Tage
lang zu motivieren, jeden Tag auf die Matte zu gehen, egal wie groß der
Muskelkater ist… Puh. Das erforderte schon pure Willenskraft. Aber ich
mache es für mich. Ich will mich endlich wieder wohlfühlen in meiner
Haut und in meinen Klamotten. Ich esse immer noch was ich will und was
mir schmeckt, aber ich bekomme eine bessere Vorstellung davon, was wie
viel Kalorien hat – dafür habe ich mich alle die Jahre überhaupt nicht
interessiert. Würde mir jetzt jemand einen Proteinshake nach dem anderen
andrehen, würde ich sehr schnell die Lust verlieren. Ich werde auch
keine künstlichen Proteinprodukte zu mir nehmen. Auch eine Ernährung,
die von anderen vorgegeben wird und auf Magerquark basiert macht mich
nicht glücklich und ich denke, man sollte mit dem was man isst immer
glücklich sein. Pizza macht mich glücklich. Nudeln machen mich
glücklich. Aber auch Salat macht mich unheimlich glücklich. Manchmal ist
es auch Erdbeerquark oder einfach nur eine Scheibe Vollkornbrot. Es ist
für mich einfach nur eine Sache des Willens, nicht mehr Kalorien zu
essen als ich brauche. Ich habe eine App auf meinem Handy installiert,
die ich fleißig mit Daten füttere und dadurch nachvollziehen kann, wie
viel Kalorien was hat und wie viel ich da zu mir nehme. Für den Anfang
ist das unglaublich hilfreich. Ich nehme mir aber kein bestimmtes
Kalorienziel vor Augen, sondern handle u. a. nach 3 einfachen Regeln:
- Nicht mehr als eins. = Nicht mehr als eine Süßigkeit oder „Gönnung“ am Tag. An manchen Tagen esse ich gar nichts Süßes oder fettiges, aber an manchen braucht man es einfach. Ich finde es schwachsinnig, sich alles zu verbieten und manchmal darf es auch ein Stück Schokolade oder ein Stück Kuchen sein. Aber dann halt nur eines.
- Nicht mehr als zwei. = Nicht mehr als z.B. zwei Scheiben Brot zum Abendessen. Nicht mehr als zwei Brötchenhälften. So hält man schnell und einfach seine Kalorien im Zaum und muss trotzdem nicht nach 1 Brot aufhören. Zwei Scheiben Brot mit Belag sind eine normale Portion und man muss es nicht übertreiben. (Bei Focaccia oder Fladenbrot (oder allem anderen Brotkram oder anderen stärkehaltigen Kohlenhydraten, bei dem es keine Scheiben gibt, nehme ich dann halt maximal 200 g davon als Sättigungsbeilage).
- Nicht mehr als die Hälfte. = Bei fettigen und hochkalorischen Lebensmitteln wie Pizza war es für mich bisher kein Problem, mir eine ganze reinzudrücken, auch wenn ich eigentlich schon satt war. Bei einer halben oder einem Viertel Pizza mit Salat hat man trotzdem den Genuss, bleibt mit den Kalorien aber in der Reihe.
Man
gewöhnt sich schnell an neue Portionsgrößen und mit ein wenig eisernem
Willen wird es bald zur Gewohnheit. Der Magen verkleinert sich und man
wird schneller satt. Es ist alles eine Frage des Wollens und der
Organisation. Ich achte mittlerweile sehr auf meine Ernährung und auch
darauf, dass ich als Vegetarier andere Bedürfnisse habe als
Fleischesser. Einen gravierenden Eisenmangel wird man bei mir nicht mehr
finden, denn ich baue protein- und eisenreiche Lebensmittel wie
Hülsenfrüchte häufig in meine Ernährung ein.
In
den ersten Zwei Wochen meiner „Diät“ habe ich 2 Kilo verloren – ich
finde, das ist durchaus ok. Ich will nicht zu schnell abnehmen, denn ich
will es auf gesunde und genussvolle Art und Weise tun und keine
Crashdiät fahren, bei der ich in 2 Monaten alles wieder drauf habe.
Meine „Diät“ ist eine Ernährungsumstellung und Einschränkung, bei der
ich mir nichts verbiete und die auf lange Zeit (lebenslang)
angelegt ist. Es soll einfach zur Routine werden. Ich habe mich auch am
Anfang meiner Ernährungsumstellung vermessen und habe schon nach 2
Wochen gesehen, dass ich an der Taille 3 cm verloren hatte, an Stellen
wie den Waden oder den Oberarmen aber z.B. einen halben cm zugelegt
hatte – klar. Wenn man trainiert, entstehen Muskeln und das ist auch gut
so. Mein Körper gestaltet sich um, um mit den neuen Gegebenheiten klar
zu kommen. Und da ich nicht auf eine Crashdiät mit nur 800 Kalorien am
Tag setze, bin ich zuversichtlich, dass ich nicht in den
Hungerstoffwechsel falle, sondern meinen Stoffwechsel und
Verbrennungsmechanismus mit meinem Sport aus der Reserve locke. Der kann
auch mal was tun. Hatte jetzt lange genug Ruhe. Naja. Zu meinem Ziel
sind es noch ein paar Kilo, und mein Idealgewicht ist sogar nochmal ein
paar Kilo weiterweg, aber ich lasse mich jetzt erstmal treiben und sehe,
wo mich das alles so hinführt. Ich hoffe, ich schaffe mein Ziel von -15
Kilo. Wir werden sehen. Ich werde euch auf jeden Fall berichten.
Hallo Du Liebe
AntwortenLöschendas ist ein sehr persönlicher Post und finde ihn sehr einfühlsam und liebevoll geschrieben. Vielen Dank, das du mich ein Stückchen in dein Leben schauen lässt. Ich kämpfe auch gegen die Pfunde und momentan gelingt es mir gar nicht. Nach Trennung von Jahren( viel abgenommen und anschließendem Frust essen) hab ich nun mehr drauf, als vorher.
Auf Fotos usw. empfinde ich mich als fremde Person. und ich frage mich, wer diese Frau auf dem Bild ist.
Dein Text hat mich motiviert nicht aufzugeben und mich ein wenig motiviert. Freu mich schon auf den Laufpost. Bin auch Asthmatikerin und laufen ist anstrengend.
Wünsche dir weiterhin viel Erfolg
Liebe grüße
Anja