Meine lieben Leser.
Die Geschichte, die ich euch heute erzählen will, ist eine
sehr persönliche. Denn wer gibt schon gerne zu, dass er/sie zugenommen hat?
Nunja. Wie ich hier schonmal geschrieben habe, war 2017 für mich ein Abnehmjahr
und ich habe mit Erfolg in 7 Monaten 20 Kilogramm an Gewicht verloren. Wie?
Viel Sport und FDH (Friss die Hälfte). Wirklich, am wichtigsten ist es, einen
Überblick über die tägliche Kalorienzufuhr zu bekommen und Sport zu treiben!
Bewegung! Hoch mit dem Hintern!
Teil meiner Abnehmstrategie war es, regelmäßiger Sport zu
treiben. Ich nahm für mich selbst und zu Hause an einer 30-Tage-Yoga-Challenge
teil und hielt dies auch – ich glaube – 39 Tage durch. Es war hart und ich
hatte oft keine Lust; aber ich biss mich da durch. Weiter fing ich an, mit
meinem Freund zusammen, Joggen zu gehen. Nun muss man über mich wissen, dass
ich schon seit meiner Kindheit eher ein Sportmuffel bin und der einzige Sport,
der mir wirklich Spaß gemacht hat in meiner Teenagerzeit, das Tanzen war. Da
war ich damals teilweise 5 Tage die Woche in der Tanzschule und habe hospitiert
etc. Ja…Damals hatte ich die Figur meines Lebens. Nun habe ich den
Ausdauersport einige Jahre vernachlässigt und da fällt das wieder einsteigen
gar nicht so leicht. Zumal ich allergiebedingtes Asthma habe. In meinem Alltag
merke ich das selten (es sei denn, ich kracksel mal auf einen Berg hinauf),
aber als ich anfing wieder zu laufen, stellte sich bei mir schnell die
Frustration ein. Bei den ersten Läufen lief mein Freund nicht neben seiner
Freundin her, sondern einer hochroten Dampflock. Ungelogen.
Nun, da hatte ich noch 20 Kilo mehr auf den Rippen und
manchmal frage ich mich, wie ich damals den Willen aufbringen konnte um einfach
loszulaufen. Denn ganz ehrlich – auch nach 1 Jahr ist Laufen/Joggen für mich
noch kein Spaziergang. Durch den Winter habe ich es in den letzten Monaten
etwas schleifen lassen und muss nun quasi wieder bei Null anfangen; allerdings
mit 20 Kilo weniger Gewicht. Und es ist trotzdem hart – diese Illusion will ich
dir nehmen, lieber Leser. Es wird einfacher, aber wenn du Asthma und eine
hysterische Lunge hast, wird es immer ein Kampf sein. Du gewöhnst dich dran und
es wird irgendwann besser und du kannst längere Strecken laufen. Aber du hast
keine gesunde Lunge und ein bisschen Hysterie wird immer bleiben. Du lernst es
besser einzuschätzen und besser auf deinen Körper zu hören – aber weggehen wird
es nicht. Asthma ist ein Arschloch und bei den meisten von uns gekommen um zu
bleiben.
Aber um es mir und euch etwas leichter zu machen, habe ich
mich entschlossen aufzuschreiben, welche Tipps und Tricks es mir ermöglichen,
überhaupt Joggen zu gehen trotz blödem Asthma. Scheiß Asthma, gelinde gesagt.
Achso, nur als
kleinen Disclaimer: Ich bin weder Ärztin noch Lauftrainerin, Sportpädagogin
oder sonst irgendwer, der dir wirklich sagen kann, was du da machst. Ich bin
eine Asthmatikerin, die dir nur sagen kann, was bei ihr funktioniert. Also für
die Tipps und Aussagen in diesem Artikel übernehme ich keine Verantwortung oder Haftung – ich erzähle hier lediglich, wie
es bei mir gut funktioniert und ich hoffe, jeder der das hier liest hat genug
Menschenverstand, auf seinen Körper und seine Lunge zu hören.
Tipp Nr. 1:
Geh als Asthmatiker
niemals alleine laufen. – Ja, ich weiß. Es ist nicht immer leicht
umzusetzen, denn nicht immer hat jemand Zeit. Aber gerade am Anfang, wenn du
deine Lunge nicht einschätzen kannst, ist es ganz wichtig, Hilfe schnell vor
Ort zu haben. Also geh niemals alleine laufen, bitte.
Tipp Nr. 2:
Immer dabei:
Asthmaspray und Handy. – Nur für den Notfall und es beruhigt ungemein.
Tipp Nr. 3:
Durch die Nase
einatmen und durch den Mund ausatmen. – Nur mit dieser Atemmethode ist
es für mich überhaupt möglich zu joggen. Nur so verkrampft sich meine Lunge
nicht. Nur so schmerzt sie nicht. Es erfordert unglaubliche Konzentration, auch
bei Belastung so zu atmen, aber es ist die einzige Möglichkeit (jedenfalls für
mich).
Tipp Nr. 4:
Hör auf wenn es weh
tut und leg Gehpausen ein. – Diesen Tipp können wirklich nur Asthmatiker
nachvollziehen, denn ja, eine Lunge kann wehtun. Verdammt weh sogar. Es hört
sich blöd an, aber gerade auf den ersten Metern des Joggens kommt es bei mir immer
zu Schmerzen in der Lunge (auch nach 1 Jahr Training). Sie muss sich erst
wieder auf die Belastung einstellen und das dauert manchmal etwas. Ich laufe
also los und nach ein paar hundert Metern höre ich auf und gehe erstmal wieder
ein bisschen, bis sich die Lunge wieder beruhigt. Also durch die Nase einatmen
und durch den Mund ausatmen. Riskiere auf keinen Fall einen Asthmaanfall. Du merkst
mit der Zeit, bei welcher Belastung du kurz vor einem Anfall stehst – so weit
solltest du es nicht allzu oft treiben. Denn man will ja Spaß am Laufen haben
(haha). Danach geht es meistens und ich kann ohne Schmerzen den restlichen Lauf
hinter mich bringen. Aber auch so merke ich, dass mir die Luft ab und an
„ausgeht“ – also mehrere Kilometer am Stück sind auch nach 1 Jahr nicht drin.
Tipp Nr. 5:
Dranbleiben. Wieder
losgehen. – Ich weiß, eigentlich ein doofer Tipp, aber ich weiß ganz genau,
wie unglaublich frustrierend es ist, wenn ein Lauf wieder nicht geklappt hat.
Wenn man nicht so weit kam wie man wollte, weil die Lunge nicht mitspielt.
Dranbleiben. In zwei Tagen nochmal versuchen. Nicht aufgeben. Einfach wieder
los laufen. Du bist nicht allein mit deinem Asthma.
Tipp Nr. 6:
Geh nicht bei
Minusgraden laufen. – Okay, dass man auch nicht bei 35 °C laufen gehen
sollte, weiß denke ich mal jeder. Aber mir als Asthmatikerin macht vor allem
kaltes Wetter das Leben schwer. Letztens war ich bei 9 °C laufen und auch wenn
ich die Temperatur als angenehm empfand, war meine Lunge auch bestimmt 2
Stunden nach dem Lauf noch gereizt und ich musste Husten. Kalte Luft reizt die
Lunge mehr als lauwarme oder warme und daher kann es für jemanden mit Asthma
schwieriger sein. Also verschieb deinen Lauf lieber auf einen wärmeren Tag und
mach etwas anderes sportliches wie z.B. Yoga oder Schwimmen.
Tipp Nr. 7:
Rede so wenig wie
möglich. – Auch wenn ich eigentlich eher eine Quasseltante bin; beim Joggen
versuche ich nur in den Laufpausen beim Gehen zu reden. Sobald ich durch den
Mund ein- und ausatme merke ich förmlich wie meine Bronchien anfangen zu
verkrampfen und dann ist es vorbei – der nächste Asthmaanfall kündigt sich an.
Also – einfach mal die Klappe halten.
Tipp Nr. 8:
Motivation - oder feste Lauftage. - Wie bei jedem Sport ist es wichtig, dran zu bleiben und kontinuierlich weiter zu machen. Wenn das mit der freiwilligen Motivation nicht klappt, nehmt euch feste Tage der Woche vor (z.B. Montag, Mittwoch und Freitag), an denen ihr Laufen geht. Und ist die Motivation mal wirklich im Keller, legt eine Extrarunde ein.
Tipp Nr. 9:
20/20. - Witzigerweise habe ich diese Lauftechnik aus einem historischen Roman. Und zwar lief die Figur im Buch vor jemandem weg und weil sie nicht komplett durchlaufen konnte, ging sie immer 20 Schritte und lief dann wieder 20 Schritte. Man kommt schneller vorran und gerade für Menschen wie mich mit Asthma ist sowas super, denn die 20 Schritte joggen sind anstregend, sind aber so schnell wieder vorbei, dass die Lunge gar nicht hysterisch werden kann. Und es ist ein gutes Herz/Kreislauf-Training. Also immer das letzte Viertel der Joggingrunde in 20/20 machen und so schneller nach Hause kommen.
Tipp Nr. 10:
Belohne dich. - Ob das ein Stück Kuchen ist am Wochenende oder eine neue Laufhose. Belohne dich, auch wenn es mal nicht so läuft (haha), denn es soll keine Qual sein. Für jedes Mal und jeden Tag, den du dich entscheidest, laufen zu gehen, tust du deinem Körper was gutes. Da darf man sich auch ab und an mal was richtig gutes gönnen.
Und auch wenn ich schreibe, dass es bei mir nach einem Jahr
immer noch schwer ist, mit meiner blöden Lunge zu joggen, so fühle ich mich den
Rest der Zeit wesentlich besser. Beim Joggen bekomme ich meinen Kopf frei, ich
bekomme Abstand zu verschiedenen Dingen und mein Körper fühlt sich besser an.
Aber gerade wenn ich ein paar Wochen aussetzen muss wegen z.B. Grippe etc. ist
es auch für mich schwer, den Neuanfang wieder zu wagen. Mit Asthma zu joggen
ist immer ein Kampf und an manchen Tagen klappt es besser als an anderen – aber
man darf nicht aufgeben. Die Kondition wird besser und wenn man kontinuierlich
trainiert, gewöhnt sich die Lunge daran und auch längere Läufe sind irgendwann
keine große Sache mehr. Was mich an manchen Tagen extrem anstrengt ist, auch bei
hoher Belastung die Atemtechnik beizubehalten. Durch die Nase ein, durch den
Mund kontrolliert aus. Ich höre mich vermutlich öfters an wie eine alte
Dampflock und wenn es härter wird, wird meine Atmung lauter, aber nur so kann
ich diesen Sport überhaupt ausüben und mir ist das mittlerweile nicht mehr
peinlich. Wenn ich an jemandem im Park vorbeilaufe und eben schwer atme – was
solls. Wenigstens mache ich Sport und verkrieche mich nicht zu Hause mit der
gern genommenen Ausrede „Ich habe Asthma – ich kann nicht laufen gehen“. Nein.
Ich gehe raus und fordere mich und meinen Körper jedes Mal wieder heraus sein
Bestes zu geben. Luft zu holen und weiter zu atmen, auch wenn es schwer fällt.
Ich hoffe, ich konnte euch ein paar wertvolle Tipps mit auf
den Weg geben – versucht es. Wirklich. Nehmt euch jemanden mit und versucht es.
Fangt langsam an und bleibt einfach dran. Es wird sich lohnen. Versprochen. Ob
ihr auf einmal wieder Treppen steigen könnt oder beim Toben mit den Kids nicht
mehr so schnell einen Anfall bekommt. Es lohnt sich. Für eure Gesundheit und
für eure Lebenserwartung.
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