Kochen mit der Bibel – 3 Rezensionen

15. Dezember 2015



Meine lieben Leser.

Zuerst einmal: Nein, ich bin nicht besonders gläubig. Ich bin sogar aus der Kirche ausgetreten mit 18. Aus freien Stücken; weil ich das so wollte. Aber ich finde Religion sehr interessant und als eine Bekannte mich fragte, ob ich nicht Lust hätte, mit Konfirmanden zum Thema „Kochen mit der Bibel“ zu kochen, sah ich es als Herausforderung. Mich interessieren die Weltreligionen wirklich, da ist es egal ob Christentum, Islam, Judentum, Hinduismus, die Kirche des fliegenden Spaghettimonsters – you name it. Ich finde nichts schlimmer, als andere wegen ihrer Religion oder Nicht-Religion zu verurteilen – jeder soll seinen Glauben oder Nicht-Glauben leben, solange er damit keinem anderen schadet.

 Ich verurteile Menschen nicht, nur weil ich selbst nicht an Gott glaube. Und genau das erwarte ich auch von anderen. Alle Weltreligionen haben den Frieden als Grundeinstellung und ich finde es schade, dass dies in der Welt nicht möglich zu sein scheint. Ich selbst bin getauft und konfirmiert worden – aber leider hatte ich nie eine tolle Kirchengemeinschaft, die mir etwas bedeutet hat. Klar, meine Grundschulkameraden waren in meiner Konfergruppe – aber das war es auch. Ich war nie besonders in diese Gemeinde eingebunden und daher habe ich mich wohl auch von der Kirche distanziert. Ich finde es toll, wenn Menschen einer engen Gemeinschaft angehören und sich dort sicher und geborgen fühlen und jeder jeden kennt und auf ihn oder sie achtet. Ich finde das wirklich super – aber das habe ich in meiner Kirchengemeinde nie erlebt. Umso mehr freute es mich, mich mal wieder mit dem Thema Religion etc. befassen zu können. Ich bekam Rezensionsexemplare von 3 Verlagen zu diesem Thema und diese Bücher möchte ich euch hier heute vorstellen. Vielleicht habt ihr auch Lust, mal „nach der Bibel“ zu kochen. Eigentlich heißt das nur, dass ihr die Küche des Mittleren Osten ausprobiert – und die ist sooo lecker, man glaubt es kaum.

Vorneweg eine Kleinigkeit: Die jüdischen Speisegebote sind aus den Speisengeboten des Alten Testaments hervorgegangen. Im Christentum wurden diese Gebote jedoch im Neuen Testament aufgehoben bzw. relativiert Die biblischen Speisegebote sind also nicht mit dem jüdischen Speisegesetzen zu verwechseln. (Wikipedia). Es gibt außerdem einige Bibelstellen, in denen Tiere erwähnt werden, die gegessen und nicht gegessen werden dürfen. Das hat aber auf die Gerichte die ich koche keinen Einfluss, da keine Tiere darin vorkommen. Sogar den eigenen Vegetarismus und Veganismus kann man mit einer Bibelstelle begründen!

Wer dazu noch ein bisschen was lesen will, schaut einfach mal hier in den Wikipedia-Artikel bzgl. der biblischen Speisegebote.

Ich wollte für meinen Kochkurs leckere, einfache und passende Gerichte finden und ich bekam als Bibelstelle die Geschichte von Esau, der sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht eintauschte. Kommt auf das Linsengericht an – aber ich denke, das war ein schlechter Deal. Für ne Pizza – okay. Aber ein Linsengericht? ;-) Ich suchte also großteils Gerichte mit Linsen – und da mir grüne Linsen zu langweilig waren, legte ich mich auf rote Linsen fest. Einige meiner Rezepte die ich für den Kurs entwickelte, werden noch online kommen in nächster Zeit. Aber kommen wir zum ersten Buch:


Biblisch Kochen aus dem SCM Collection Verlag. Preis: 12,95 €, 93 Seiten.

Dieses Buch fiel mir besonders wegen seinem Cover ins Auge: knallbunt, Gemüse & Obst in Scheiben auf einem hellen weißen Hintergrund. Das erzeugt Aufmerksamkeit. Anscheinend ist dieses Buch das Ergebnis einer Fernsehserie zum Thema – die habe ich aber nie gesehen. Nach einer nett geschriebene Einleitung zum Thema fällt beim ersten Durchblättern auf, dass viel Text enthalten ist und jeweils auf die passenden Bibelstellen verwiesen wird. Diese sind in einem kleinen Textkästchen als Zitat wiedergegeben und nachfolgend erklärt. Es gibt einige abgeschlossene Kapitel wie z.B. „Biblisches Frühstück“, „Aus dem biblischen Suppentopf“, „Zu Gast bei einem Pharisäer (dieses Thema wird uns durch alle Bücher begleiten)“, etc. Es sind alle typischen Gericht dieser Zeit (Christus Geburt) enthalten wie Challah & Fladenbrote, gefüllte Weinblätter, gefüllte Datteln, Suppen, einige Fleisch- und Fischgerichte (haben jeweils ein ganzes Kapitel für sich), und auch Nachtische und Kuchen. Es wird sehr textreich auf die einzelnen Kapitel eingegangen und man erfährt viel Hintergrundwissen (z.B. dass Johannes der Täufer wohl eine Vorliebe für Honig hatte). Aus diesem Buch buk ich den typisch orientalischen Nachtisch „Basbusa“ nach und fand diesen Grießkuchen getränkt mit Zuckersirup sehr lecker. Alles in allem ein hübsch gestaltetes Buch und wenn man die Fernsehserie dazu gesehen hat, wahrscheinlich eine tolle Ergänzung.

Als zweites hätten wir dann das Buch „Zu Tisch bei Abraham“, erschienen im Verlag Neue Stadt, der Preis beträgt 19,95 €.


Dieses Cover ist in Braun- und Rottönen gehalten. Eher weniger spektakulär, aber zur damaligen Zeit passend mit Weizenären und Fladenbroten als Coverbild. Dieses Buch hat 128 Seiten und hat ein kleineres Format als das vorangegangene. Im Original heißt es „Le ricette della Bibbia“ und ist in Mailand im Jahre 2011 erschienen. Es gibt 6 richtige Kapitel und diese beginnen jeweils mit „Zu Tisch bei…“. Da hätten wir dann die Patriarchen, Mose, David, die Propheten, Tobias und – zu guter Letzt – Jesus. Witzig finde ich bei diesem Buch, dass die Rezeptzutaten auf kleinen Pergamentrollen stehen. Nicht jedes Rezept hat ein Bild – was ich persönlich immer etwas schade finde, denn so gehen Rezepte schnell unter – aber unter einigen Rezepten ist unten noch ein Abschnitt in dem verschiedene Dinge erklärt werden. Unter der „Dicke-Bohnen-Suppe mit Hirse“ ist z.B. die Frage „Schweinefleisch – ein absolutes Tabu?“ erläutert.  Dieses Buch enthält sogar ein Rezept für einen Kompott – das habe ich bei den anderen nicht bemerkt. Leider sind in dem Buch „Zu Tisch bei Abraham“ sehr sehr viele Fleisch- und Fischgerichte enthalten. Für mich als Vegetarierin natürlich uninteressant, aber für Menschen die Fleisch essen, finden sich hier viele Anregungen. Ich bin mir aber unsicher, ob sich so viele Menschen damals zu der Zeit (Christus Geburt und danach), Fleisch überhaupt leisten konnten. Ich denke, dass es auch wie heute in diesen Ländern noch üblich, Fleisch nur zu besonderen Anlässen gab und der Großteil der Ernährung aus Dingen wie Linsen, Reis, Hirsearten, Weizen etc. bestand. Aber auch hier wieder ein schön gestaltetes Buch – nicht für Veggies geeignet, aber durchaus empfehlenswert.

Kommen wir zum dritten Buch in dieser Runde und auch meinem persönlichen Favoriten: Kochen mit der Bibel aus dem C.H.Beck-Verlag, der Preis liegt bei 22,95 €.


Dieses Buch ist auf den ersten Blick schonmal dicker als die beiden anderen und mit knapp 300 Seiten ist es schonmal eine ganz andere Nummer. Das Cover zeigt eine Bibelszene – Menschen am Esstisch. Sehr passend. Der Untertitel dieses Buchs heißt „Rezepte und Geschichten“ und genau das trifft hier den Nagel auf den Kopf. Man blättert zuerst durch eine liebevoll geschriebene Einleitung und kommt stößt dann auf eine Karte, in der die verschiedenen Reiche einzeichnet sind. Das finde ich mehr als hilfreich, denn man kann sich sofort orientieren und weiß, nach welcher Küche man jetzt kocht.


Die beiden Karten „Das Land der Bibel zur Zeit des Alten Testaments“ und „Das Land der Bibel zur Zeit des Neuen Testaments“ hatte ich so noch nie gesehen und fand es höchst interessant. Hätte man mir das mal im Konfer-Unterricht gezeigt, wäre mir einiges klarer geworden. Auch bei diesem Buch gibt es wieder verschiedene Kapitel, u. a. „Ester rettet ihr Volk“, „Der verlorene Sohn kehrt heim“ oder „Ein galiläisches Frühstück“. Besonders schön finde ich dann in den einzelnen Kapiteln, dass zuerst der Bibeltext kommt, dem das Kapitel gewidmet ist. Dann ein Abschnitt mit dem historischen Hintergrund, eine Erläuterung des Bibeltextes und dann ein Menü mit durchschnittlich 6 – 12 Rezepten passend zur Bibelstelle sowie eine Einstimmung. Die Rezepte sind abwechslungsreiche und wirklich passende Menüs, die man genau so nachkochen und servieren könnte. Es ist jeweils eine Art Brot, Suppe oder Eintopf, Hauptspeise & Beilagen und Nachtische dabei.

Im ersten Kapitel „Bewirtung von Engeln“ sind bei der Einstimmung sogar die Bibelstellen für einige der Zutaten erwähnt. Finde ich höchst interessant. Die Rezepte sind einfach gehalten, aber leider gibt es keine Fotos zu den Gerichten. Also gar keine. Aber irgendwie fehlt mir das hier auch nicht wirklich. Es sind auch einige Fleisch- und Fischgerichte enthalten – aber auch so viel vegetarisches, dass man auf jeden Fall für jeden etwas findet. Es sind auch exotische Rezepte dabei wie z.B. „Ziegenmilch-Granatapfelsirup-Torte“ oder „Heiße Passa-Fruchtpastete mit Zitronensorbet“. Auch typisch jüdische Gerichte finden sich in dem Buch wie z.B. „Mazze-Knödelsuppe“. Alles in allem ist dieses Buch eine wirklich Bereicherung und ein Ideenpool sondergleichen. Im Anhang findet man noch eine Zeittafel und einige Anmerkungen zu den einzelnen Gerichten.

Was ich besonders gut finde ist, dass als Seite 295 im Buch eine Umrechnungstabelle mit biblischen Maßen und Gewichten ist. Alles in allem finde ich, dass dies das bestrecherchierte Buch zum Thema ist. Und wer hat dieses Buch überhaupt geschrieben? Anthony F. Chiffolo & Rayner W. Hesse Jr. – zwei Amerikaner, die für sich dieses Büchlein ausarbeiten wollten und auch ihren Bibelkreis bezogen sie ein und ließen die Menschen dort die Rezepte nachkochen. Vollkommen gelungenes Werk – auch wenn man nicht nach der Bibel kochen will, findet man hier hervorragende Rezepte und Speisen.


Puh, so das war ganz schön viel Text. Aber gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit sucht man ja immer mal wieder nach Geschenken, die jemand vielleicht noch nicht hat und da wäre so ein Kochbuch für Köche und Köchinnen mit Bibel- und Kirchenaffinität doch eine Idee. Alle drei Bücher sind einen Blick wert.

Danke an die Verlage für die Rezensionsexemplare – es war sehr lehrreich, sich mal durch die Bücher zu lesen und zu kochen.

1 Kommentar :

  1. Das sind ja echt megaspannende Bücher ... gerade bei dem letzten find ich einfach das Prinzip mit den Karten total interessant
    Kochen mit der Bibel ist ein Thema, an das ich noch nie gedacht habe, aber könnte ich eigentlich mal ausprobieren :D
    Gut, dass du sagst, dass die Bilder eigentlich nicht fehlen. Normalerweise sind mir die nämlich immer wichtig.
    Liebe Grüße!

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