Meine lieben Leser.
Ich weiß, ich weiß. Ich verfasse gern mal viel zu lange
Texte, wenn ich mich über ein Thema auslasse. Aber ich bekomme von euch gutes
Feedback und das finde ich super interessant. Es macht mir Spaß, eure Meinung
zu einem Thema zu hören und dann muss auch mal ein Lesemuffel durch meinen
2-Seiten-Text. ;-)
Es wird mal wieder Zeit für ein ganz bestimmtes Thema: der
Bioladen. Ich muss zugeben, nicht alle meine Zutaten beim Kochen und Backen
sind Bio, auch wenn das natürlich erstrebenswert wäre. Ich liebe Bioläden, ganz
besonders diese „Ketten“ wie denn’s Bioladen oder auch den Alnatura-Laden den
es mal eine Zeitlang bei uns gab.
Dort finde ich ausgefallene Zutaten für meine Gerichte, oder
einfach wirklich nette Ersatzprodukte für meinen täglichen „Vegetarierbedarf“. Z.B.
Sojaflocken für mein Granola; in unserem Rewe würden sie mich wahrscheinlich
nur sparsam ansehen, würde ich danach fragen. Kurzum, Bioläden sind mein
kleines Mekka und ich liebe es, in ihnen zu stöbern und immer neue Produkte zu
finden.
Aber leider gibt´s auch noch die komplette Gegenseite: die
Preise. Momentan kann‘s mir noch relativ egal sein, denn ich wohne noch bei
meinen Eltern und habe noch um einiges mehr Geld zur Verfügung als wenn ich
allein wohnen würde, aber auch jetzt schon sehe ich es nicht ein, für ein
Päckchen Mandeln 4 oder 5 € zu bezahlen. Natürlich sind die Sachen vielleicht
nachhaltiger angebaut, und vielleicht ist ihr Aroma auch besser weil sie länger
am Baum hingen, was weiß ich schon, aber da spricht aus mir einfach auch ein
bisschen die Vernunft. Es gibt eine Grenze.
Meine ganze Familie legt viel Wert auf gutes Essen, frische
Produkte und gute Verarbeitung. Abgesehen von vielleicht mal nem Maggitütchen
wenns schnell gehen muss, wird bei uns frisch gekocht und viel selbstgemacht
(kann man ja an meinem Blog sehen, oder?). Wir bauen einiges an Gemüse an im
Sommer und sind somit wenigstens ein kleinbisschen auch Selbstversorger. Es gab
Zeiten, da haben wir unser Gemüse vom Grünen Boten bekommen, einem Biohof, der einmal
wöchentlich Gemüsekisten zusammenstellt und an uns ausgeliefert hat.
Natürlich waren die Produkte einwandfrei und haben sich
länger gehalten als vieles aus dem Supermarkt; aber mal ganz ehrlich: Ich
musste sonntags im Internet bis zu einer bestimmten Zeit die Kiste
zusammenstellen. Also musste ich auch da schon wissen, was ich bestellen will,
was koche ich die Woche, steht irgendwas Besonderes an? Wie viel Gramm Paprika
esse ich denn so in einer Woche? Wie viel Kilo Möhren brauche ich? Will ich
einen Kuchen backen und brauche dafür noch etwas? Wie viel Käse brauchen wir
die Woche über, wollen wir irgendetwas überbacken damit oder nur Samstag
frühstücken? Wie viel Gramm hat denn eigentlich so eine Stange Lauch und wie
viel will ich in meine Suppe geben? Ihr seht, Fragen über Fragen und ich musste
darauf jeden Sonntag Antworten finden. Ich fand das nach ein paar Wochen
einfach nur noch anstrengend.
Ich bin ein Lustkocher und –backer und ich weiß nicht, was
ich am Mittwoch vielleicht backe, weil ich irgendeinen tollen Blog entdeckt
habe und etwas nachbacken will. Würden wir näher an dem Hof dranwohnen, könnte
man seinen Kram im Hofladen einkaufen – was ich super finden würde. Aber da ich
nunmal in einer Stadt wohne, ist das schwierig bis unmöglich.
Unser „Stamm-Rewe“ hat vor kurzem umgebaut und ist nun
wirklich hübsch geworden, das Gemüse ist frisch und die Auswahl gut. Es nicht
zu kaufen nur weil das Gemüse nicht biologisch-dynamisch angebaut ist, sehe ich
nicht ein. Solange ich von der Qualität der Ware überzeugt bin, ist es mir
egal, ob die Aubergine biologisch angebaut ist oder konventionell. Es gibt
schließlich beides im Rewe, also kann ich abwägen, ob mich die Bio-Aubergine
genauso anspricht wie die aus konventionellem Anbau. Wir nehmen täglich so
viele Schadstoffe auf, sei es aus der Luft, in unserem Essen oder durch die
Kleidung – macht es da wirklich so einen großen Unterschied? Ich meine klar,
ich merke auch, dass ich extrem gespritzte Lebensmittel nicht vertrage und
höchst allergisch drauf reagiere (Beispiel Erdbeeren aus anderen Ländern wie
Spanien = Atemnot nach Verzehr!), aber ich muss auch einfach nicht im Februar
Erdbeeren essen – ich kaufe die beim Erdbeerstand um die Ecke, wenn sie hier in
DE reif sind und angeboten werden. Das hat nichts mit Bio oder nicht-Bio zu
tun, es hat einfach schon seinen Sinn, wenn man etwas saisonal kauft.
Vor 23 Jahren als ich geboren wurde gab´s in den normalen
Läden noch gar kein Bio und meine Mutter hat mich bisher auch groß bekommen mit
konventionell angebautem Gemüse und Obst; ich habe keine Angst davor. Wir sind
zwischendurch auch mal eine Zeitlang nur im Tegut einkaufen gegangen und haben
nur Bio-Obst und Gemüse gekauft (das war auch in Ordnung), aber wenn man sich
mal in den kleineren Bioläden die Obst- und Gemüsetheke ansieht, da vergeht
einem manchmal der Appetit. Obst und Gemüse muss nicht perfekt sein – oh nein –
(die Äpfel in unserem Garten sind z.B. fleckig und ich esse sie auch) aber ein
wenig ansprechend sollte das Gemüse etc. schon sein. Gammeligen Lauch würde ich
aus konventionellem Anbau nicht kaufen also würde ich auch im Bioladen dafür
kein Geld ausgeben. Mir geht es auch nicht nur um das Gemüse, ich finde
Bioläden sehr wichtig, denn dort gibt es einfach auch für Menschen wie mich
(Vegetarier und auch Veganer), so viel mehr Auswahl an Lebensmitteln wie in
keinem anderen Laden. Ich finde Buchweizenmehl für meine Pfannkuchen, Soja- und
Emmerflocken, Agar-Agar und noch so vieles mehr was ich im „normalen“
Supermarkt nur unter Umständen bekommen würde. Würde es das nicht geben, wäre
mein Speiseplan um einiges ärmer.
Aber da kommen wir auch schon zu der Preisfrage. Ist es mir
das oftmals wert? Jein; natürlich sollte man Biolandwirtschaft unterstützen und
ich bin dankbar für die vielen Ergänzungen meines Speiseplans. Aber auf der
anderen Seite geben meine Eltern und ich auch so schon viel Geld für
Lebensmittel etc. aus und wenn die Qualität stimmt, habe ich nichts dagegen, den
restlichen Teil meines Speiseplans mit konventionell angebauten Lebensmitteln
zu bestreiten. Hätte ich die Zeit, würde ich auch gern bei uns auf dem Stadtteil-Markt
einkaufen gehen – aber tragischerweise muss ich zu der Zeit, wie viele, viele
andere Menschen auch, arbeiten. Punkt. Mir wird also gar nicht die Möglichkeit
gegeben, die örtlichen Bauern aus der Umgebung zu unterstützen. Wieso muss denn
sowas freitagvormittags stattfinden? Wieso kann man das denn nicht mal
nachmittags machen? Kann ich nicht nachvollziehen, die Händler würden
wahrscheinlich einiges mehr verkaufen.
Mir liegt die Natur am Herzen und ich finde es schrecklich,
was der Mensch mit ihr veranstaltet – aber wir leben auch einfach nicht mehr in
den 20er Jahren, wo viele Menschen noch Selbstversorger waren. Wir sind 7
Milliarden Menschen auf dieser Erde und für alle diese hungrigen Mäuler muss
Essen her – und da kommt der Biohandel auch einfach nicht mit.
Ich spreche nicht von Gentechnik, das ist wieder ein ganz
anderes Riesenthema, aber wir haben das Glück, uns aussuchen zu können, wo wir
einkaufen und das mache ich mir auch zu Nutze. Ich kaufe spezielle Sachen in
Bioläden, für den täglichen Gebrauch, ist es mir aber einfach meist zu teuer.
Wenn ich jetzt ein 5.000-€-Einkommen hätte, würde die Welt wahrscheinlich auch
anders aussehen, aber das hat nunmal nicht jeder.
Aber um mal zu einem anderen Thema zu kommen; geht es euch
auch so, wenn ihr in einen Bioladen kommt, dass sofort eine „ökologische
Atmosphäre“ herrscht? Ich warte jedes Mal darauf, dass im nächsten Gang gerade
ein Treffen von langbärtigen und in Hanf gekleideten Männern stattfindet.
Natürlich ist es ein Klischee, dass nur komplett-Ökos dort einkaufen, das ist
mir auch klar; schließlich gehe auch ich dahin und sehe nun wirklich nicht aus
wie eine Ökoanhängerin. Aber ich finde einfach die Atmosphäre interessant und
finde es super, dass ich nicht schief angeguckt werde, wenn ich nach gepufftem
Amarant frage. Die Menschen da sind ernährungsbewusster und kennen sich genauso
gut aus wie ich; das finde ich inspirierend. Vielleicht habe ich doch meinen
Beruf verfehlt, ich hätt vielleicht in so einem Laden anfangen sollen. ;-)
Wie ist das bei euch? Wo kauft ihr euren täglichen Bedarf?
Bioladen oder Supermarkt? Wie steht ihr zu dem Thema?
Huhu!
AntwortenLöschenwir bekommen einmal die Woche eine "Biokiste",
und ich kaufe eigentlich auch am liebsten bei denn´s und einem kleinen Naturkostladen hier bei uns.
Das Problem ist aber das finanzielle.
Ich kann damit nicht unseren kompletten wöchentlichen Bedarf decken, ich muss auch teilweise im Discounter kaufen, weil wir es uns, besonders jetzt wo ich arbeitslos bin, nicht leisten können, nur bio zu kaufen :-(
Grüßle, Jessi
Ach ja, übrigens liebe ich auch die "Athmosphäre" in einem Bioladen, wo alles noch etwas persönlicher ist, und die Hektik scheinbar vor der Tür draussen bleibt.
LöschenIch habe mich in einigen Läden die letzten Wochen auch beworben. (leider ohne Erfolg bisher). Mein Traum wäre, in einem solchen Laden zu arbeiten...
Grüßle, Jessi
WoW! Was ein Post. Klasse. Ich hatte eine zeitlang ein Biokiste, aber ich hatte das gleiche Problem wie du. Ich weiss auch nicht am Montag schon, was ich am Freitag noch brauche. Und manches war dann zuviel und anderes zu wenig. Ich kaufe mittlerweile öfters kleine Mengen. Die sind dann frisch und werden auch verbraucht. Auf dem Weg zu meiner Arbeit gibt es einen sehr gut sortierten grossen Edeka. Da gibt es auch normales Obst und Gemüse und eine Bio-Ecke. Ich schaue mir meistens beides an und entscheide dann spontan. Gewisse, sehr belastete Gemüsesorten wie zum Beispiel Rucola kaufe ich grundsätzlich nur Bio. Bananen mittlerweile auch. Da ist aber nicht so ein Preisunterschied, zumal ich nur kleine Mengen benötige. Bei fertigen Lebensmitteln wie Nudeln, Mehl, Milch usw. nehme ich meistens das "normale". Extremst teuer ist Bio-Fleisch. Deswegen kaufe ich das eher selten. Allerdings verkauft dieser Edeka auch Fleisch von einem regionalen Händler, nicht Bio, aber eben regional. Das ist sehr gute Qualität, wenn auch nicht Bio. Man muss halt irgendwie ein Arrangement finden, wie man vorgeht. Wer eine ganze Familie verköstigen muss und regelmäßig kocht und backt, kann nicht nur im Bioladen einkaufen. Sag ich jetzt mal so. Aber einzelne Dinge schon. Es gibt inzwischen auch Bio-Ketten, wie zum Beispiel "Denns-Biomarkt". Der hat auch mal Sonderangebote und vor allem riesengroße Auswahl. Da geh ich auch gerne hin. Da wird dann Tee gekauft und Gewürze. Denn auch das ist normalerweise eher stark belastet.
AntwortenLöschenIm nächsten Frühjahr eröffnet bei uns ganz in der Nähe ein neuer "Paradieschen Laden" eröffnet. Paradieschen ist einer der größten Bio-Heimlieferservices in Deutschland. die haben dann einen Direktladen dabei. Da freue ich mich drauf! Da werde ich dann Stammkunde, weil die echt qualitativ gutes Obst- und Gemüse haben. Wichtig ist halt das Bewußtsein und die Sensibilität für dieses Thema. Und die Rückkehr zum Selbstkochen, aus "puren" frischen Lebensmitteln, nicht soviel Fertigkrams und dann stimmt die Richtung. Dann braucht die Industrie nicht immer noch wildere und buntere Fertigsachen entwickeln und könnte mehr Wert auf gute Qualität bei den Grundlebensmitteln legen.
LG Eva
Ein sehr interessanter Post...Ich kaufe meistens im Discounter, machmal auch bei REWE. In der Regel koche und backe ich mit frischen Lebensmitteln und schaue im Laden wie sehen die Lebensmittel aus und vor allem nutze ich gern Gemüse /Obst der Saison. Ich enstscheide mich auch oft erst am selben Tag was möchte ich kochen oder backen.
AntwortenLöschenMit Bio Sachen habe ich bei uns echt ein Problem- Bioläden- keine Chance, es gibt keinen! Ich muss halt immer etliche km fahren, um überhaupt einkaufen zu können. Auch Wochenmärkte gibt es in unserer Region nicht bzw. nur sehr selten. Einen Bauernmarkt haben wir einige km weiter, aber da sind die Preise sehr hoch, dass ich eigentlich nur äußerst selten dort Fleisch kaufe.
Unsere Bauern fahren manchmal noch von Haus zu Haus und verkaufen dann ihr Gemüse oder kartoffeln. Da kaufe ich auch gern, aber es sind dann nur Kleinstmengen, weil ich kaum Lagerungsmöglichkeiten habe. Tja und Kleinstmengen lohnt sich oft für die Bauern der Anfahrtsweg nicht...Wir haben zwar viel Landwirtschaft, aber kaum Gemüseanbau, meist nur Getreide- und Futtermittelanbau.
Also wer in einer Großstadt oder Stadt lebt, kann sicherlich dies alles nicht nachvollziehen.
Für mich ist wichtig, dass ich abwechslungsreiches Essen auf den Tisch bekomme und ich bemühe mich halbwegs gesund zu ernähren.
Ich kaufe sehr selten im Biomarkt - eben weil es so teuer ist. Das meiste meines Essens kommt vom Supermarkt oder Discounter, ab und an gehe ich gerne auf den Wochenmarkt, der am Samstag immer einen Bauernmarkt dabei hat und ich kaufe da sehr gerne ein, da es einfach aus der Umgebung kommt und preislich echt super ist. Gehe ich doch mal in den Bioladen, dann ist es inzwischen eher denn's, denn diesen finde ich super sortiert und optisch echt ein Highlight (mal abgesehen davon, dass er Cupper hat :D). Alnatura und Bio Basic oder wie die alle heißen meide ich, denn da wird man zumindest bei uns in der Stadt sehr komisch angestarrt - ich falle durchaus auf mit meinen Lederballerinas, der coolen weinrot farbenen engen Hose und der obligatorischen Bluse. Immerhin habe ich wenigstens einen wiederverwendbaren Stoffbeutel dabei und lasse die Plastiktüten so zurück und werde nicht getötet mit Blicken^^. Morgen geht's wieder zum denn's, ich brauche Quinoa, meinen Nutellaersatz und einen Higher Living Tee :) Ich mag Deine Diskussionsposts so gern - gerne mehr davon!
AntwortenLöschenOh, danke. Ich bemühe mich, aber ich habe ja auch nicht ständig was zu meckern. ;-)
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